Hermann Bigelmayr

Murnau Schlossmuseum

Rosenblätter
Rauminstallation für die Sonderausstellung "New Borrowed Blue" im Schloßmuseum Murnau

Die Skulpturen des Münchner Bildhauers Hermann Bigelmayr treten dem Betrachter in einer Dimension entgegen, die gewohnte Seh- und Erfahrungswerte infrage stellt. Grashalme, Rosenblätter und Weizenkörner sind ihrer ursprünglichen organischen Bestimmung enthoben und negieren in abstrahierter Form sowohl Größenordnungen als auch Gravitationskräfte.

Der Bildhauer ist bekannt für seine außergewöhnlichen Großplastiken im Außen- und Innenraum: So zum Beispiel das "Kreuz im Nichts" in der Friedhofsanlage München-Riem 2000, die "Sich aufrichtenden Halme" im Blutenburger See in Obermenzing bei München 2005 und die "Grenzen des Wachstums" in der Wintringer Kapelle 2012.

Das Fragile, das Bigelmayrs Skulpturen innewohnt, tritt gerade in dieser Installation in den Vordergrund. Die von beiden Seiten in höchster handwerklicher Qualität ausgearbeiteten Eichen- und Lindenhölzer, eingefärbt in rötlichen, unterschiedlich intensiven Pigmenten, erscheinen trotz ihrer überdimensionierten Größe zerbrechlich und, wie das Naturvorbild, im Prozess der Vergänglichkeit gefangen.

Die Monumentalisierung irritiert, die Perfektion in der Nachahmung der organischen Qualität lässt staunen und die Position zwischen Mensch und Natur erscheint neu definiert.

Das Rosenblatt, Symbol der Liebe, der Sinnlichkeit und der Verführung, steht durch sein rasches Verwelken gleichzeitig auch für Vergänglichkeit und Tod. Letzterem verleiht Hermann Bigelmayr durch die Durchbrechung mit schwarz eingefärbten Blättern Ausdruck.

Hermann Bigelmayr wurde 1958 in Jettingen geboren. Von 1973 bis 1976 besuchte er die Staatliche Berufs-fachschule für Holzbildhauer in Oberammergau, die er mit der Gesellenprüfung abschloss. Von 1976 bis 1982 studierte er an der Akademie der Bildenden Künste in München. 1982 erhielt Bigelmayr den  Debütanten-Preis der Bayerischen Staatsregierung und war von 1982/83 als Stipendiat des Deutschen Akademischen Austauschdienstes in Paris. 1983/84 folgte ein Stipendium der Studien-stiftung in Florenz. 1984 erhielt er den 2. Preis bei "Künstler sehen Augsburg" und den Förderpreis der Stadt München. 1988 folgte der Förderpreis der Bayerischen Staats-regierung. Im selben Jahr wurde Bigelmayr Assistent an der Kunstakademie München bei Prof. Hans Ladner. 1997 leitete er über das Deutsche Goetheinstitut in Daressalam/Tansania den Workshop "Sculpture Project Bagamoyo". Als Lehrbeauftragter arbeitete Bigelmayr (2001/2002 und 2010) an der Fachhochschule München im Fachbereich Architektur, von 2004 bis 2008 als Dozent an der Sommerakademie in Neuburg/Donau. Seit 2013 ist er an der Staatlichen Berufsfachschule für Holzbildhauer in Oberammergau tätig, von 2013 bis 2015 als Kurator und seit 2015 als Fachlehrer.

Persönliche Führung mit Hermann Bigelmayr:
am Sonntag, 5. Februar um 15.00 Uhr,
am Sonntag, 5. März um 15.00 Uhr (letzter Ausstellungstag)